Januar 2013:
-Feuer zerstört Spanckenhof
-Bad Wünnenberger Wahrzeichen einsturzgefährdet
EXPOSÈ
ÜBERARBEITET VON VERONIKA UND JÜRGEN FRANKE
Rund 400 Jahre nach der Gründung Wünnenbergs durch die Edelherren von Büren auf einem vor feindlichen Übergriffen sicheren Bergsporn, musste die Hälfte der Ackerbürger auf Geheiß der fürstbischöflichen Obrigkeit in den Bruch am Fuße des Berges umziehen. Die Stadt war, begünstigt durch die enge Bebauung, zu oft abgebrannt. Dieses sollte durch ein gezieltes Umsiedeln ins Tal zukünftig vermieden werden.
Nach dem letzten großen Brand im Jahre 1725 ging der hiesige Liegenschaftsverwalter des Paderborner Fürstbischofes, Jobst Friedrich Wilthelm, mit gutem Beispiel voran.
Er ließ als Erster seine Residenz im Tal erbauen. In exponierter Lage zwischen zwei Flussläufen (Aa und Wiele) errichtete er der langsam entstehenden Unterstadt vorgelagert ein großes Fachwerkgebäude, das seine Wohlhabenheit und hohe gesellschaftliche Stellung zur Schau stellte. Seinem Amt entsprechend war die Rentmeisterei mit aufwändig gestalteter Fassade und luxuriösem Interieur ganz auf Repräsentation ausgerichtet.
Nach dem Tod Jobst Friedrich Wilthelms im Jahre 1745 übernahm sein Sohn Theodor Wolfgang die Nachfolge von Amt und Besitz. Allerdings nur für kurze Zeit, denn er starb 1749 ohne leibliche Nachkommen.
Das Gebäude blieb aber weiterhin im Besitz der Familie. Theodor Wolfgangs Schwester Josephine und ihr Mann Dominius Johannes Heinrich Block übernahmen das Haus, das zu ihrer Zeit auch das „Block`sche Etablissement“ genannt wurde.
Mit dem folgenden Besitzer, Justitiar Ignatius Spancken, erhielt das Gebäude seinen heutigen Namen. Der Gerichtshalter und Assesor kaufte das Anwesen 1803 und wurde in das zur preußischen Zeit angelegte Grundbuch eingetragen. Justitiar Ignatius Spancken lebte hier bis zu seinem Tod im Jahre 1855.
Dann wechselten die Besitzer mehrfach und auch das Gebäude veränderte sein Gesicht. Nachdem die Instandhaltung des Anwesens zunehmend schwieriger wurde, übernahm schließlich nach langen Bemühungen die Stadt Wünnenberg das Gebäude. Damit verbunden war die Restaurierung, gefördert durch Mittel des Landes.
Eine wichtige Rolle in Restaurierung und Erhalt des Spanckenhofes kommt dem Heimatverein Bad Wünnenberg zu Gute, zu dessen Hauptaufgaben der Erhalt und die Restaurierung alter ortstypischer Bausubstanz zählt. Ende der 1980er Jahre ermöglichten bereitgestellte Landesgelder die vom Heimatverein forcierten Restaurationsbemühungen des Spanckenhofes. Die Heimatstube mit Mobiliar aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts wurde im Erdgeschoss eingerichtet.
Seit 1994 zeigt sich der Spanckenhof wieder in vollem Glanz als ein Herzstück historischer Bausubstanz in Bad Wünnenberg.
Der Spanckenhof als bauhistorisches Denkmal ist heute Begegnungsstätte und Zentrum zahlreicher Aktivitäten der Stadt Bad Wünnenberg und der Region. Im Obergeschoss befinden sich das Standesamt und die Depandance des Bürgermeisters.Im Erdgeschoss befindet sich das Bürgerbüro. Der Zugang zum Spanckenhof ist Rollstuhlfahrer gerecht. Im Erdgeschoss befindet sich ein Aufzug zum Stucksaal.
Das feudale Treppenhaus mit Geländer aus Sägebaluster stammt aus der Zeit Jobst Friedrich Wilthelms.
Im Stucksaal finden Ratssitzungen der Stadt Bad Wünnenberg, standesamtliche Trauungen und Besprechungen statt.
Den Stucksaal ziert die "so genannte Kölner Stuckdecke", die flämische Künstler im Auftrag des Fürstbischofes von Paderborn anfertigten.
Die Stirnwand des Stucksaales schmückt ein Rokokospiegel, der aus dem Besitz der Familie des Erbauers stammt. Über dem offenen Kamin, der nach dem Vorbild französischer Loire-Schlösser gebaut wurde, ist das Siegel der Stadt Wünnenberg von 1548 eingefügt.
Die Küchen-Stube ist Begegnungsort für Touristen und Besucher des Spanckenhofes.
"Kunst & Kultur" lädt die Gäste hier vor und nach den Aufführungen sowie in der Pause zu einem Umtrunk ein.
Kachelherd in der Küchen-Stube
Fotos Innenaufnahmen: Lea Franke
Die Bad Wünnenberger ehrenamtlich tätige Gruppe "Kunst & Kultur" veranstaltet im Stucksaal Konzerte, Ausstellungen, Literatur- und Theateraufführungen.
Badi Assad (Brasilien), Canorus-Quintett, Ausstellung "The Art of John Lennon", Etta Scollo (Sizilien) & Susanne Paul, Solo-Theater "Schlachter-Tango", Klassik-Abend, Egschligen (Mongolei)
Der Stucksaal bietet Platz für rund 85 Besucher. Eine Bühne von 4m x 2m steht zur Verfügung. Bei Bedarf kann eine Tonanlage - der Raumgröße angemessen - aufgestellt werden. Eine Lichtanlage steht bei Bedarf ebenso zur Verfügung. Der Stucksaal verfügt über eine sehr gute Akustik.